Verfügungsmacht zu wahren und ausüben zu können, bedingt nicht nur Legislative und Exekutive, sondern auch Kenntnisse von der Gemeinschaft und deren Mittel und Bedingungen, über die Macht ausgeübt wird, werden soll. Mit Volkswirtschaft kommt deshalb auch das Verständnis Verfügungsmächtiger über ihre Gemeinschaft zum Ausdruck. Die Gemeinschaft sei ein Volk von Individuen, die mit Verfolgung ihrer Individual-Interessen zur Entwicklung und Sicherung der Gemeinschaft beitragen. Sie seien deshalb als Wirtschaftssubjekte zu verstehen, deren Tätigkeiten und die Ergebnisse davon als Volkswirtschaft bezeichnet wird.
Um Ursachen, Zusammenhänge und resultierende Wirkungen ihres Wirtschaften, der Volkswirtschaft, verstehen zu können, braucht es Kenntnisse von deren charakteristischen Merkmalen. Diese Kenntnisse werden gewonnen aus Daten, die mithilfe statistischer Methodik erfasst, aufbereitet und bewertet werden:Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Das Zwischen beiden besteht ein kausaler Zusam-menhang, weshalb der „Kreislauf“ (also das „Wirtschaften“) miteinander verbundene, verschlungene „Kreisläufe“ des Erlangens und Sicherns von „Produktionsmitteln“ und „Produktionsbedingungen“ einerseits und des Erlangens und Sicherns von „Konsumtionsmitteln“ andererseits sind. Dieses Erlangen und Sichern i st also einmal als ein „produktives „Konsumieren““ und zum anderen als ein „nichtproduktives „Konsumieren“ zu verstehen.
Unbestritten ist inzwischen, dass ohne Daten vom Leben/ Zusammenleben und von dessen Mitteln und Bedingungen auch Wirtschafts- und Sozialpolitik nicht möglich ist. Statistiken lieferten und liefern deshalb auch für Politik Daten, deren Beschreibungen und Berechnungen. Mit statistischen Instrumenten wurden und werden sie von Wirtschaft und Gesellschaft erfasst, aufbereitet, dargestellt und bereitgestellt. Daten zu Sachverhalten und Dingen als verbundene Zeichen für deren Mengen und von ihren Veränderungen.
Weltwirtschaftskrise 2007, Eurokrise 2009 haben Verantwortliche für Politik und Analyse aber auch Wirtschaftswissenschaftler zu ungewohnt klarer Selbstkritik mit Forderungen nach neuen Regeln und neuem Rahmenwerk veranlasst. Ein neues Weltwährungssystem müsste entwickelt und Wirtschaftsungleichgewichte beseitigt werden. Ein neuer Fortschrittsindikator werde gebraucht. Nichts von dem ist bisher geschehen. Warum? Oder ist doch mit dem ESVG 2010 wenigsten für Europa ein System geschaffen?
Mit unserer Analyse des ESVG 2010 haben wir eine Antwort auf diese Frage und deshalb auch eine auf die Frage gesucht, warum bisher die nach neuen europäischen Regeln erstellten und beschriebenen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zu keinem europäischen Verständnis geführt haben, was Europa ist und sein soll, womit es als europäische Volkswirtschaft verstanden werden kann.
Die im Buch beschriebenen Ergebnisse unserer Auseinandersetzungen mit dem als Europäisches System bezeichneten Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010) lassen schlussfolgern, dass mit diesem System keine Krisen verhindernde politische Strategien konzipiert werden können.
Die anspruchsvolle statistische Qualität des ESVG 2010 reicht dafür und für ein Verstehen der Ursachen von Krisen nicht aus. Das ESVG 2010 macht das herrschende Missverstehen von Europa berechenbar.