Algorithmen1 und Sprache

Algorithmen2

In Wissenschaft und Wirtschaft werden immer mehr Algorithmen in Sachverhalten festgestellt oder für diese entwickelt. Es sind Reihenfolgen (Abfolgen) von miteinander kausal und/ oder logisch verbundenen Ereignissen und Reaktionen, welche als Algorithmen bezeichnet werden.

Hoch komplizierte und komplexe industrielle Fertigungsabläufe werden bereits mit digitalisierten Algorithmen (Software-Programmen) gesteuert und geregelt. Die digitalisierten Algorithmen sind somit, und werden immer mehr, selbst Bestandteil von Abläufen des materiellen und elektronischen Produzierens. Scheinbar verschmelze die virtuelle Welt mit der Wirklichkeit. Das verführt, auch scheinbar folgerichtig, solche Fragen beantworten zu können: Werden mit Algorithmen nicht nur Maschinen sondern auch Menschen, ihre Gesellschaften steuer- und regelbar? Wird das Denken bald mittels Algorithmen gesteuert?

Mit der als Kybernetik bezeichneten Wissenschaft von der Steuerung und Regelung, von den Selbstorganisationsprozessen komplexer Systeme beantwortete diese Fragen. Denn auch die Menschen und ihre Gesellschaften sind im Sinne dieser Wissenschaft als komplexe Systeme zu verstehen. Die Menschen bildeten als System-Elemente und mit ihren Verhältnissen (Beziehungen) als System-Strukturen komplexe Gesellschaftssysteme. Gesteuerte Regelungen ihrer Selbstorganisationsprozesse (Kooperativität und Selbstorganisation) gewährleisteten, dass sie auf Dauer bestehen blieben. Für Selbstorgani-sationsprozesse seien Algorithmen feststellbar. Also damit auch Algorithmen des Verhaltens der Menschen und der Verhältnisse ihres Zusammenlebens.

Das herrschende Verständnis von einer „kybernetischen Steuerung der Gesellschaft“ erscheint deshalb nun als ein folgerichtiges. Doch es ist ein Verständnis, mit dem bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhundert versucht wurde, das Verhalten der Menschen, ihr Zusammenleben nicht nur berechnen sondern auch steuern zu können. Mit Bezug auf die Wissenschaft Kybernetik ist aber dieses Verständnis nur scheinbar folgerichtig.


Algorithmen als Heilsbringer
Was in diesem Verständnis Wissenschaftliches von Kybernetik sei, muss hier nicht untersucht werden. Auch nicht das, was ein wissenschaftliches Verständnis von Kybernetik für eine Überwindung der Selbstzerstörung der Menschheit leisten kann. Bereits nachgewiesen ist die Ursache, warum ein wissenschaftliches Verständnis von Kybernetik bisher für diese Überwindung nichts leisten konnte, bisher dafür nicht als brauchbares Mittel für Analyse und Politik verwendet wurde.

Wissenschaftlich muss nicht nachgewiesen werden (auch nicht mit Studien), dass das Verhalten der Menschen bereits mit Mitteln beeinflusst wurde und beeinflusst wird. Ob zum Beispiel mit medizinisch begründeten oder mit als Drogen bezeichneten Mitteln, oder mit Bildern und Berichten, oder durch die Freiheit des beliebigen Verstehens. Mit all diesen Mitteln wurde und wird das Verhalten der Menschen und ihre Verhältnisse verändert.

Was hier untersucht werden soll, darauf hat mich ein Freundeshinweis hingebracht. In zahlreichen Veröffentlichungen zu Algorithmen werden diese als Mittel zur Lösung der Probleme der Welt gesehen. Denn Algorithmen seien Handlungsanweisungen zur Lösung von Problemen. Damit gebe es auch eine Antwort auf die Frage: „Was tun?“ – Eine jetzt gefundene Antwort?

Jahrzehnte herrschte und herrscht doch ein angeblich nicht weiter zu hinterfragendes Verständnis von Menschenrechten, Demokratie, Transparenz, sozialer Marktwirtschaft und Gerechtigkeit. Dieses Verständnis (diese Ideologie) sei Bestandteil des Selbstorganisationsprozesses der Menschheit und damit Garant für deren Nachhaltigkeit.

Diesem Verständnis folgten immer wieder Kriege und Krisen nicht; sie nahmen und nehmen zu. Die Selbstzerstörung der Menschheit wurde mit ihm nicht aufgehalten und ist offensichtlich nicht aufzuhalten. Die Selbstzerstörung der Menschheit erscheint deshalb immer mehr eher als Folge dieses Selbstorganisationsprozesses. Sie ist eine Folge dieses herrschenden Verständnisses!

Das herrschende Verständnis widerspricht dem mit der Begründung, dass die für Selbstorganisationsprozesse notwendige Datenmenge bisher nicht zur Verfügung stand. Die könne nun mit den weitentwickelten Informationstechnologien erfasst und bearbeitet werden. Zwar ist die Menge der Daten vom Verhalten der Menschen enorm groß. Ihre Erfassung, insbesondere die elektronische, sei jedoch relativ einfach. Digitale Netzwerke und globale Überwachung dienten dazu. Die Interpretation der Daten sei aber noch sehr anspruchsvoll.

Und weiter: Mit digitalisierten Algorithmen (Software-Programmen) könnten erfasste Daten nicht nur analysiert sondern mit ihnen auch algorithmisch Schlüsse gefolgert werden. Beispielsweise zum künftigen Verhalten der Menschen und wie dieses gezielt zu beeinflussen, zu manipulieren ist. Letzteres auch mit Veröffentlichungen algorithmisch produzierter Artikel (Roboterjournalismus) zu scheinbar demokratisch legitimierten Erklärungen zur Notwendigkeit bestimmten Verhaltens. Algorithmen denken, ersetzen das Denken der Menschen?

Algorithmen – unabdingbare Lebensmittel?
Das ist alles nichts Neues, weshalb hier darauf nicht näher eingegangen werden muss. Meines Freundes Hinweis auf zahlreiche Veröffentlichungen zu Algorithmen bekam deshalb für mich erst durch einen anderen veröffentlichten Artikel Brisanz. Dieser Artikel fiel mir besonders durch seinen Titel und dem dazu beigefügten Bild auf. Im Bild war ein etwa fünfjähriger Junge zu erkennen, der ein Smartphone bediente. Dazu der Titel des Artikels – soweit ich mich erinnern kann – „Die Jungen verlernen das Sprechen.“

Auch wenn ich diesen Artikel nicht gelesen habe, er war nur kurze Zeit veröffentlicht, ein mit dessen Bild und Titel dargestellter Zusammenhang von Algorithmen und Sprache erfordert eine Antwort auf die veröffentlichten, sich mir aufdrängenden Fragen: Werden beide zu einer unheilvollen Allianz verschmolzen? Wird mit Algorithmen das Denken bald gesteuert? Kann Sprache algorithmiert werden?

Natürlich sind es nicht Algorithmen, sondern programmierte „Maschinen“. Mit Algorithmen (Software-Programmen) können „Maschinen“ Kommunikationsmittel sein. Menschen aber auch „Maschinen“ können miteinander kommunizieren, in dem sie auf „elektronischen Wegen“ nicht nur Daten übermitteln. „Maschinen“ können längst auch hörbare Sprache verstehen und sowohl hör- als auch lesbar ausdrücken. Sie kommunizieren, scheinbar in (menschlicher) Sprachlich, mit dem „Maschinen-Nutzer“.

Das sind inzwischen alltägliche Vorgänge, die aber nicht erkennen lassen, dass damit das Sprechen verlernt werde. Und doch gibt es, vor allem von Pädagogen und Eltern, kritische Hinweise auf verringerte Fähigkeiten und Fertigkeiten des Sprechens und Schreibens der Heranwachsenden. Insbesondere derjenigen, die Frühzeitig mit solchen „Maschinen“ umgehen. Allein in Deutschland gibt es (Stand 2014) in der deutschen Bevölkerung 7,5 Millionen „funktionale An-Alphabeten“.

Sind nun diese Hinweise bloß Ausdruck konservativen Denkens? Sind es die „Maschinen“ des 21. Jahrhundert, gegen die nun zu „stürmen“ wäre? Nein, es sind natürlich nicht die „Maschinen“. Es sind die Veränderungen der Kultur der Bildung und Erziehung der Sprache und damit auch des Denkens. Es sind Veränderungen infolge des herrschenden Verständnisses und einer profitstrebenden Verbreitung dieser „Maschinen“, mit denen immer mehr eine Kultur des Denkens, der Sprache, eine Kultur deren Erziehung und Bildung, zerstört wird.

Aus dieser Zerstörung kann aber nicht gefolgert werden, Algorithmen und Denken als etwas Gegensätzliches zu verstehen. Algorithmen sind selbst Ausdruck Gedachtem; sind Ergebnis logischen Denkens. Doch aus diesem logischen Denken kann wiederum nicht formallogisch gefolgert werden, das in Algorithmen ausgedrückte Gedachte werde Sprache, das Sprechen und Schreiben der Menschen ersetzen: Denken werde durch Algorithmen (programmierte „Maschinen“) ersetzt. Algorithmen bedingen Denken.

Denken Sprache
Sprache ist Denken. Die Auseinandersetzung mit Sprache ist Auseinandersetzung mit Denken, ist Auseinandersetzung mit dem herrschenden Verständnis, mit dem das Denken, Verstehen, Begreifen3 beherrscht wird. Denken bedingt deshalb auch eine Auseinandersetzung damit, welches Begriffene mit Sprache ausgedrückt wird, welche Worte und Worteverbindungen in Aussagen Begriffe sind, als Begriffe verwendet werden.

Sprache „ist stets historisches Ergebnis des Verstehens der Art und Weise des Erlangens und Sicherns der (als wichtig verstandenen) Mittel und Bedingungen des Lebens, des Zusammenlebens. Verfügungsmacht über diese Mittel und Bedingungen ist auch Macht über das Verstehen. Sie bestimmt das das Verstehen beherrschende Verständnis; die Denkkultur, die Sprachkultur.“4

Die historische Entwicklung der Sprache von einer hörbaren zu einer lesbaren Sprache (Sprache lesbar ausgedrückt), um zu lesen, was hörbar gesprochen wurde, revolutionierte das Denken. Von der Artikulation der hörbaren Sprache, vom Klang und von der Modulation der Stimme wurde abstrahiert – eine enorme Denkleistung!

Das erforderte zum einen, vom Schreibenden die in zeitlicher Folge verbundenen gehörten Laute in Zeichen zu „übersetzen“: sie zu zeichnen (zu schreiben, sichtbar darzustellen). Zum anderen erforderte es, einem bestimmten hörbaren Laut ein bestimmtes Zeichen und bestimmte Zeichenverbindungen für eine jeweilige Art und Weise der hörbaren Lautreihenfolge und Lautverbindungen zuzuordnen und zu bestimmen, was diese Zeichen und Zeichenverbindungen bedeuten und welches bestimmte Verstehen mit ihnen ausgedrückt werde.

Es erforderte deshalb auch vom Lesenden, die geschriebenen Zeichen und Zeichenverbindungen nicht nur lesen sondern diese auch „übersetzen“ zu können, also was sie bedeuten, verstehen zu können. Schreibende und Lesende müssen, wenn sie miteinander (verständlich) kommunizieren wollen, ein gleiches Verstehen dieser Zeichen und Zeichenverbindungen haben und dieses als Teil ihres Gedächtnisses besitzen. Es ist ein vergesellschaftetes Verstehen.

Der hier dargestellte Zusammenhang von Denken und Sprache ist nicht gleich dem von „Maschine“ und Sprache. Das zu unterscheiden ist unabdingbar, wenn mit „Maschine“ Denken nicht ersetzt werden soll, wenn „Maschine“ nicht als Teil der Gesellschaft verstanden werden soll.

Dasselbe Begriffene gleich Verstandenem mannigfach Konkreten?
Sowohl das zu Sehende als auch das zu Hörende gleich verstehen zu können, also auch in lesbarer Sprache ausdrücken zu müssen, ist also Folge eines vergesellschafteten Denkens. Dieses vergesellschaftete Denken bestimmt, aus welchen Zeichen Worte bestehen, mit denen etwas bezeichnet wird, mit welchen Worteverbindungen wie Denken, das Gedachte ausgesagt wird, mit welcher Sprech- und Schreibgewohnheit sich Sprachkultur als vergesellschaftetes Denken ausdrückt.

Mit welchem Wort etwas (als dessen Name) bezeichnet wird, was es bedeute, wie mit Worteverbindungen ausgesagt wird, ist übernommene (erlernte) Muttersprache, deren Denkkultur, Sprachkultur. Für den Übernehmenden (Lernenden) sind diese Worte wie Vokabeln, die er mit wiederholter Anwendung auch deshalb verstehen lernt, weil er damit auch verstanden wird. Hörende oder Lesende verstehen scheinbar dasselbe wie er.

Was mit Worten bezeichnet wird und was mit ihnen wie ausgesagt wird, verstehen sowohl Sprecher und Schreibende als auch Hörende und Lesende gleich. Denn damit, ob gesprochen oder geschrieben, kommt Denkendes, Gedachtes entsprechend Denkkultur, Sprachkultur herrschenden Verständnisses zum Ausdruck. Sie verstehen aber nicht deshalb damit auch stets dasselbe.

Hörende, Lesende verstehen also gleich, wenn sie mit ihrer muttersprachlichen Fähigkeit “übersetzen“, was hör-, lesbare Worte und was jede hör-, lesbare ihrer Verbindungen und Worteverbindungen als Aussage bedeuten. Doch das, was sie bedeuten, verstehen sie gleich nur von dem, was damit bezeichnet ist, was damit dazu ausgesagt wird. Denn das ist und das kann nur Abstraktes von dem sein, auch wenn es konkret bezeichnet ist, auch wenn konkret mit ihm ausgesagt wird. Es ist ein mit einem Wort bezeichnetes Merkmal mannigfach Konkretem.

Sowohl für Sprechende, Schreibende als auch Hörende, Lesende ist dieses Wort ein Begriff. Es ist aber dann nur scheinbar ein Begriff, wenn sie mit ihm nicht dasselbe verstehen, sondern etwas Konkretes, etwas von dem mannigfach Konkreten verstehen. Wenn also nicht von ihnen gleich begriffen wurde, dass mit ihm ein bestimmtes Merkmal mannigfach Konkretem bezeichnet, mit ihm dasselbe mannigfach Konkrete zu verstehen ist.

Erst wenn sowohl Sprecher und Schreibende als auch Hörende und Lesende dasselbe vom ausgedrückten Abstrakten begriffen haben, können sie dasselbe von ihm und Aussagen mit ihm verstehen. Nur mit einem Denken in Zusammenhängen, und zwar nur in einem bestimmten Zusammenhang, kann begriffen und kann dasselbe verstanden werden. Darin unterscheidet sich das gleiche Verstehen vom dasselbe Begreifen.

Wenn also mit einem hör-, lesbaren Wort dasselbe begriffen, mit ihm dasselbe Verstandene ausgedrückt wird, ist dieses Wort ein Begriff. Die übernommene (erlernte) Verwendung des Wortes als Begriff ermöglicht zwar, dass es gleich verstanden wird, aber nicht deshalb auch, dass mit ihm dasselbe begriffen ist. Denn das Übernommene (Erlernte) ist zwar verstanden, aber nicht deshalb auch begriffen. Auch „Maschinen“ verstehen, aber begreifen nicht.

Begriff ist also Bezeichnung für ein (dasselbe) begriffenes Merkmal mannigfach Konkretem, ein begriffenes Merkmal mannigfach zu verstehendes Konkretes. Es ist ein in einem bestimmten Zusammenhang (an-)erkanntes begriffenes Merkmal, das mit einem ausgedrückten Wort bezeichnet und als Begriff mit ihm dasselbe hör- oder lesbar verstanden wird.5

Das Hören, das Lesen eines Wortes als Begriff bedingt also, dass Sprecher, Schreiber wie Hörer und Leser mit diesem Wort etwas, dasselbe (ein Merkmal) von mannigfach Konkreten, begriffen haben, und es in einem bestimmten Zusammenhang für sie stets dasselbe bedeutet in mannigfach hörbarer und lesbarer ausgedrückter Sprache.

Ausgedrückt wird ein durch Abstraktion Begriffenes, das in einem bestimmten Zusammenhang als Merkmal (als Abstraktes) von mannigfach Konkreten bewusstgeworden ist. Es wird mit einem bestimmten Wort ausgedrückt und in bestimmten Aussagen als Begriff verstanden. Die Abstraktion ist bedingt und Quelle für das Verstehen von Zusammenhängen, also für das Begreifen eines Merkmals von mannigfach Konkreten in einem bestimmten Zusammenhang. Das Abstrahieren ist möglich und notwendig für das in Sprache ausdrückende Denken.

Begreifen bedingt also Denken in Zusammenhängen. Eine dieses Denken ausdrückende Sprache bedingt Begriffe. Sie erscheinen als Worte, Worteverbindungen in Aussagen.6 Sie sind dafür notwendig, aber nicht dann hinreichend für ein gleiches Verstehen, für dasselbe Begreifen von Worteverbindungen in Aussagen, wenn Begriffe darin nicht wahr sind (nichts Abstrahiertes ausdrücken) oder nicht zu gleichen Abstraktionsstufen (-ebenen) gehören und/ oder nicht in einer sprachlogischen Aussage verbunden sind.7

Zeichen und Begriffe
Werden Reihenfolgen (Abfolgen) von miteinander kausal und/ oder logisch verbundenen Ereignissen und Reaktionen als Algorithmen verstanden und bezeichnet, sind damit und dafür sowohl diese Ereignisse und Reaktionen als auch ihre algorithmischen Zusammenhänge eindeutig (definiert) bestimmt. Sie sind als deren eindeutige Merkmale definiert. Sie sind deren Abstrakte und werden in diesen Algorithmen als Begriffe verwendet. Sie können in ihrem algorithmischen Zusammenhang nicht beliebig verstanden werden.

Für digitalisierte Algorithmen sind sie in eindeutige Zeichen „übersetzt“, und sie werden dafür als eindeutige Zeichen und in eindeutigen Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen („Zeichenketten“) verwendet. Sie sind so „maschinenlesbar“ und werden als formale Sprache bezeichnet. Sprache ist Denken: mit formaler Sprache kommt aber kein Denken zum Ausdruck.

„Maschinen“ fungieren nach Gedachtem, also nach verstandenen kausal und/ oder logisch miteinander verbundenen und/ oder zu verbindenden Ereignissen und Reaktionen, von kausalen und/ oder logischen Zusammenhängen ihrer Merkmale, welche als Algorithmen dargestellt und (digital) programmiert sind.

Was „Maschinen“ von der „maschinenlesbaren“ formalen Sprache verstehen, ist durch die eindeutige Bestimmtheit der Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen definiert, ihr Verstehen davon ist also damit begrenzt. Begrenzt ist damit auch das Verstehen, was mit oder von „Maschinen“ in (menschlicher) Sprache zu hören oder zu lesen ist, was scheinbar Gedachtes mit oder von ihnen ausgesagt wird.

Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen digitalisierter Algorithmen sind nicht eineindeutig, Sie sind zwar „übersetztes“ Gedachtes, ermöglichen aber nicht deshalb auch eine eindeutige “Rückübersetzung“, selbst wenn damit Begriffe und Aussagen mit diesen (in diese) Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen „übersetzt“ worden sind.

Denn was „übersetzt“ ist, sind Worte und Aussagen mit diesen als Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen, „übersetzt“ in „maschinenlesbare“ Zeichen. Was sie bedeuten, erscheint nicht. Was mit ihnen begriffen wurde, kann aus diesen Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen nicht rückübersetzt werden.8

Mit „Maschinen“ ausgedrückte hör- oder lesbar (menschliche) Sprache, so menschlich sie auch erscheinen mag, ist eine ausgewählte von übernommener (menschlichen) Sprache, welche in Zeichen, Zeichenverbindungen und Zeichenreihenfolgen „übersetzt“, gespeichert ist. Mit Algorithmen (Software-Programm) wird das mit ihnen vom Gespeicherten Ausgewählte von einer „Maschine“ in menschlicher Sprache ausgedrückt.


Sprach-Algorithmen nach Begriffslogik, Aussagenlogik?
Mensch und „Maschine“ kommunizieren hör- und lesbar miteinander in menschlicher Sprache. Doch während der Mensch mit seiner Sprache sein Denken, sein Gedachtes, sein Verstandenes, sein Begriffenes ausdrückt, liest und hört er von der „Maschine“ (in menschlicher Sprache) ein mit Algorithmen produziertes Ergebnis: produziert mit und aus in der „Maschine“ gespeicherten Daten.

Das Auswählen von gespeicherten Daten menschlicher Sprache für und von Algorithmen zu ihrer Produktion erfolgt ebenfalls mittels eines Algorithmus, der im Software-Programm (der „Maschine“) definiert ist. Damit kommt Gedachtes des Programmierers zum Ausdruck, aber nicht Gedachtes der „Maschine“. „Maschine“ produziert nach und mit einem Algorithmus menschliche Sprache, mit der das vom Programmierer programmierte Gedachte ihres Produzierens mit einer durch Algorithmen produzierten Auswahl gespeicherten Daten ausgedrückt wird.

Mit diesen SprachproduktionsAlgorithmen ist ein Kommunizieren in menschlicher alltäglicher Umgangssprache zwischen Mensch und „Maschine“ möglich. Menschen verstehen und „Maschinen“ verstehen sie und sich damit hinreichend gleich. Eine solche Kommunikation unterscheidet sich nicht von einer zwischen Menschen, wenn deren Kommunikation nur zu ihrem umgangs-sprachkulturellen Verstehen des Gesprochenen, Geschriebenen beiträgt.

Ist ihr Verstehen durch das herrschende Verständnis geprägt, die Freiheit des beliebigen Verstehens, des beliebigen Sprechens und Schreibens zu besitzen, mit „Maschinen“ könnten trotzdem allgemein verständlich kommuniziert werden, sie ersetzten eine Auseinandersetzung mit dem Verstehen, sie ersetzten die Mühen des Denkens, dann hat das als Folge die Zerstörung der Fähigkeit des Denkens, der Sprache.

Werden Reihenfolgen (Abfolgen) von miteinander kausal und/ oder logisch verbundenen Ereignissen und Reaktionen als Algorithmen verstanden und bezeichnet, kann das auch für das Aussagen festgestellt werden (Sprach-Algorithmen). Doch das bedingt, dass mit Begriffen logisch ausgesagt ist, dass in ihnen Begriffslogik und Aussagenlogik verbunden sind. Ihre Logik kann aber nicht nur auf die mit in Zeichen, Zeichenverbindungen, Zeichenreihenfolgen „übersetzten“ Aussagen beschränkt werden.

Sollen mit „Maschinen“ mit Begriffen logische Aussagen produziert und ausgedrückt werden, muss also ein Sprachproduktions-Algorithmus als Folge programmierter Sprach-Algorithmen programmiert werden. Sprach-Algorithmen einer Sprache müssen (insbesondere) durch deren „Bau und Regeln“, deren Grammatik, bestimmt sein. Bedingungen dafür, dass „Maschinen“ mit Begriffen logische Aussagen produzieren und ausdrücken können, sind also programmierte Sprach-Algorithmen, mit denen Aussagen produziert werden, die denen entsprechen, welche nach grammatikalischen Regeln und mit logisch verwendeten Begriffen auszudrücken sind

Die Verwirklichung dieser Möglichkeit ist noch ein Problem. Es wird nicht durch algorithmische Handlungsanweisungen gelöst. Erste Voraussetzung, einen wissenschaftlichen Lösungsweg für dieses Problem zu finden, ist die Überwindung des herrschenden Verständnisses, Algorithmen seien Handlungsanweisungen zur Lösung von Problemen.

Nicht Algorithmen weisen Handlungen an. Nicht mit „Maschinen“, mittels digitalisierten Algorithmen sind weiterhin Denken-Sprechen, -Schreiben und Hören-, Lesen-Denken und damit das Verhalten der Menschen zu manipulieren, Denkkultur, Sprachkultur zu zerstören. Denn wenn selbst Journalisten und Politiker, deren Sprache doch wohl noch nach grammatikalischen Regeln ausgebildet worden sein sollte, diese selbst verleugnen mit Verbreitung zum Beispiel unlogischer Wortekonstrukte und unlogischen Aussagen, dann wird damit eine für die Menschheit unheilvolle Allianz von „Maschine“ und Mensch offenbart. Eine Folge dieser Allianz ist, dass die Heranwachsenden sie nicht begreifen (können) und dass sie nicht die Mühen des Denkens, des Sprechens und Schreibens nach Regeln auf sich nehmen, sondern Schreiben und Sprechen, Denken, durch „Maschinen“ erledigen lassen wollen.


Die Handlungsanweisung dieses (des) Problems der Menschheit ist in keinem Algorithmus zu finden oder darzustellen. Ihr Erkenntnis-Widerspruch ist zu überwinden!

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Fussnoten:
1 Das Verstehen der Denkschrift „Der Erkenntnis-Widerspruch“ ist revoltierendes Denken. Der nachstehende Artikel soll dazu beitragen
2 Der Sieg der Algorithmen – DER SPIEGEL 17 / 2014
3 die unterschiedlichen Worte „Verstehen“, „Begreifen“ bezeichnen Unterschiedliches
4 http://diskussion.erkenntniswiderspruch.de/index.php/2012/12/demokratie-und-sprache/
5 Die gängigen Bezeichnungen Begriffsinhalt, Begriffsumfang sind tautologisch .Ein Merkmal mannigfach Konkretem hat keinen Umfang und dessen Bezeichnung als Begriff ist nicht Inhalt.
6 Ob mit Sprache verstandene/ begriffene Wirklichkeit ausgedrückt wird, ob das Ausgedrückte wahr oder falsch ist, kann nicht an einem oder mit einem Begriff bestimmt werden. Auch mittels Logik nicht, mit der (nur) Begriffsverbindungen und Begriffsbeziehungen als wahr oder falsch bestimmt werden können.
7 s.a. „Gottlob Frege Begriffslogik oder ein Verstehen der Welt nach Sinn und Bedeutung?“: ein Kommentar zu G. Frege „Über Begriff und Gegenstand“ http://diskussion.erkenntniswiderspruch.de/index.php/2014/07/frege-uber-begriff-und-gegenstand/
8 „Gemäß Terminologie der geltenden Norm des internationalen Technologiestandards ISO/IEC 2382-1 für Informati-onstechnik (seit 1993) sind Daten – Data: “a reinterpretable representati-on of information in a formalized manner, suitable for communication, interpretation, or pro-cessing” – eine wieder interpretierbare Darstellung von Information in formalisierter Art, geeignet zur Kommunikation, Interpretation oder Verarbeitung.“ Weil auch hier nicht zwischen Data und Information unterschieden wird, beides wie Synonyme verwendet werden, bleibt allein eine mystische Erklä-rung der Norm, das “Rückübersetzte“ müsse in einem passenden Bedeutungskontext interpretiert werden.

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1 Antwort zu Algorithmen1 und Sprache

  1. pb sagt:

    Blickensdörfer Kommentar 20.07.2014 zu einem Blog-Artikel von Josef Honerkamp zu:
    Was ist ein Algorithmus? 14. April 2012| Von Josef Honerkamp
    Eine gut begründete und doch leicht lesbare Erläuterung, was mit dem Wort „Algorithmus“ und als „algorithmische Verfahren“ zu verstehen ist. Ich hoffe das gelingt mir ebenso mit dem, was ich nachfolgend zu bedenken gebe.
    Mit der überlieferten Übersetzung des Wortes „Algorithmus“ ist auch das historische Verständnis dazu überliefert worden. Es sei Bezeichnung für ein überliefertes Verständnis von der „Kunst des Rechnens“, von der Art und Weise des Rechnens mit Zahlen, von Berechnungsverfahren. Die mit diesem Verfahren erzielten Ergebnisse entsprachen „vernünftigen Schlussfolgerungen“, entsprachen einem logischen Denken. Deshalb aber nur dann, wenn das Verfahren mit abstrakten Zeichen angewendet wird.
    Ist diese Voraussetzung gegeben, kann das Verfahren nicht nur für ein Rechnen mit Zahlen angewendet werden. Mit ihm kann allgemein „vernünftig geschlussfolgert“ werden. Wird nun (trotzdem) zum Beispiel mit „Berechnungsverfahren“ oder mit „Folge von Anweisungen“ die Bedeutung des Wortes „Algorithmus“ erklärt, dann wird es, ohne diese Erläuterung, als relativer also als scheinbarer Begriff verwendet. Dafür gibt es aber keine vernünftige Begründung. Es war ein Begriff für die „Kunst des Rechnens“. Und heute?
    Für das daraus entwickelte (vertiefte) abstraktere Begreifen der „Kunst des Rechnens“ kann „Berechnungsverfahren“ nicht mehr als Begriff verwendet werden. Die Sprachlogik wäre gestört, vernünftig könnte damit nicht geschlussfolgert werden. Das ist allerdings auch nicht mit „Folge von Anweisungen“ oder „Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems“ möglich. Feststellbar sind in Technik und Natur, zu der auch der Mensch gehört, Reihenfolgen (Abfolgen) von mit einander kausal und/ oder logisch verbundenen Ereignissen, und Reaktionen. Das Rechnen gehört dazu. Es sind zusammenhängende sich bedingende Abfolgen, ob sie der Mensch versteht oder nicht. Sie könnten als Algorithmus bezeichnet werden. „Algorithmus“ ist also auch kein Subjekt, das etwas „reicht“.
    Kennt der Mensch einen so verstandenen Algorithmus nicht, mit dem er etwas verändern, erhalten, verhindern oder erreichen will, dann – so der allgemeine Sprachgebrauch – hat er ein „Problem“. Mit dem Wort „Aufgabe“: die „Handlungsvorschrift“ (der Algorithmus) ihres Lösens ist bekannt, wird also etwas anderes als mit dem Wort „Problem“ verstanden. Diese Worte sind vernünftigerweise sprachlogisch nicht bedeutungsgleich zu verwenden. Ein Problem ist auch schon deshalb nicht als entscheidbar oder als nicht entscheidbar zu verstehen. „Entscheidbar ist ein gar zu menschliches Adjektiv. Entscheidbar versteht der derjenige, der zu etwas (Aus-)Wählbares entscheiden will, also auch dazu, nicht entscheiden zu wollen.
    Entscheidbar ist die Grammatik nicht. Sie ist eine „Handlungsvorschrift“ und kann als Algorithmus verstanden werden, mit dem Sprachlogik gewährleitet werden sollte. Die Voraussetzung dafür ist die Anwendung von Worten und Worteverbindungen als Begriffe, die nicht nur logisch wahr sind sondern auch nicht beliebig in Aussagen verstanden werden (können). Mit diesem „Begreifen“ beginnt Wissenschaft, auf solche Aussagen gründet (begründet) sich Wissenschaft. Wissenschaftlich ist nicht zu fragen. „Was ist ein Algorithmus?“. Die darunter gegebenen Erläuterungen bestätigen die Notwendigkeit der Beantwortung der Frage: Was ist mit dem Wort „Algorithmus“ (heute) zu begreifen, damit es als Begriff verwendet werden kann.
    Freilich: ein mit leichter Sprache begreifendes Denken ist selbst bedenkenswert.

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